Streitfrage Stromnetzausbau

Die Energiewende erfordert einen Ausbau des deutschen Stromnetzes. Dies wird auch immer wieder von den deutschen Stromnetzbetreibern gefordert. Untersuchungen, die von den Netzbetreibern in Auftrag gegeben werden, kommen auch immer wieder zu dem Ergebnis, dass massive Investitionen in das deutsche Stromnetz vorgenommen werden müssen.
 
Doch sind diese Investitionen wirklich in diesem Umfang notwendig? Gerade wenn es um den Netzausbau vor der eigenen Haustür geht, dann hört oftmals das Verständnis für die Energiewende auf. Frei nach dem Motto: Energiewende ja - aber nicht vor meiner Haustür.
 
Weil das Thema Netzausbau viel Konfliktpotenzial birgt, wurde jetzt ein umfangreiches Forschungsprogramm zum Thema "Zukunftsfähige Stromnetze" aufgelegt. Getragen und finanziert wird das Forschungsprogramm vom Bundeswirtschaftsministerium. Das Gesamtfördervolumen beträgt 157 Millionen Euro.
 
Damit es bei den Stromnetzen wirkliche Fortschritte gibt, muss in Forschung und Entwicklung investiert werden. Interessant ist, dass sich ca. 90 Hochschulen / Institute und auch ca. 90 Firmen an dem Programm "Zukunftsfähige Stromnetze" beteiligen. Durch diese breite Beteiligung kann man hoffen, dass durch neue Technologien der Stromnetzausbau zukünftig weniger konfliktbelastet ist.
 
Wenn man sich dazu die Ziele von 80 Prozent Ökostrom bis zum Jahr 2050 vor Augen hält, erkennt man schnell die zukünftige Brisanz des Themas Stromnetzausbau. Strom wird zukünftig in vielen Fällen an anderen Orten produziert werden. Noch gib es große Kraftwerke in der Nähe der großen Stromverbräuche. Früher hatte nahezu jede größere Stadt ihr eigenes Kraftwerk. Strom wurde dadurch meist nur wenige Kilometer innerhalb der Stadt transportiert.  
 
Stromerzeugung und Strombedarf werden zukünftig oftmals nicht in der gleichen Region stattfinden. Bestes Beispiel hierfür sind die großen Windparks in Nord- und Ostsee. Natürlich gibt es auf hoher See keinen Strombedarf. Auch die Küstenregionen sind oftmals eher touristisch geprägt und haben wenige große Stromverbraucher. Der Strom muss also über weite Distanzen "abtransportiert" werden. Die Bundesregierung hat die Rahmenbedingungen für den weiteren Ausbau der Windparks geschaffen. Da sich für den weiteren Ausbau der Offshore-Windparks entschieden wurde, ist auch der Netzausbau voran zu treiben. 

Stromnetzausbau auch technologisch interessant

Technologisch gibt auf dem Gebiet der Stromnetze viele Herausforderungen. Ein Schlagwort ist hier sicherlich die Gleichstromübertragung in der Hochspannungsebene. Auch das Schlagwort "intelligente Netze" wird in der Praxis mit Leben erfüllt werden müssen. Zukünftig wird der permanente Ausgleich zwischen Erzeugung und Verbrauch eine wesentlich größere Herausforderung werden.  
 
Hier werden IT-Systeme mit immer besseren Vorhersagen von Erzeugung und Stromverbrauch notwendig werden. Bei den Prognosen werden die Wetterdaten einen immer größeren Rang erhalten, da der Anteil der wetterabhängigen Stromeinspeisung zunehmen wird. Wenn ein solches IT-System wirklich alle (großen) Erzeuger und Verbraucher vorhält, dann kann man ein weiteres Schlagwort benutzen: "Big Data".